In der vergangenen Woche besuchte Felix Döring, Bundestagskandidat der SPD, das Anfang der Woche neu eröffnete „Vortagslädchen“ der zur Lebenshilfe Gießen gehörenden proLiLo Gastrowelt gGmbH. Ziel war der Austausch mit Lebenshilfe-Geschäftsführer Dirk Oßwald und Birte Kuhlmann, Betriebsleiterin von proLiLo, über die Arbeit der Lebenshilfe im Allgemeinen und das frisch eröffnete Vortagslädchen im Besonderen.
„Die Lebenshilfe unterstützt Menschen mit Behinderung, Eltern und Angehörige und versucht, Menschen, die an anderen Stellen durch das System fallen, auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten“, erläutert Geschäftsführer Dirk Oßwald. Dies mache sie mittlerweile seit vielen Jahrzehnten. „Die Lebenshilfe leistet hier vor Ort eine hervorragende Arbeit. Dabei ist die so professionell aufgestellt wie wohl kein zweiter Akteur in der Region“, so Döring hierzu.
Neben eigenen Werkstätten und pädagogischer Begleitung ist die Lebenshilfe mit der proLiLo Gastrowelt gGmbH auch Trägerin einer Inklusionsfirma, in der Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung finden können. Diese ist zwar 100-prozentige Tochter der Lebenshilfe, arbeitet aber eigenständig, wie Oßwald erklärt. „Da es sich bei uns um eine Inklusionsfirma handelt, müssen wir mehr als nur einen Arbeitsplatz bieten – wir müssen Menschen mit Behinderung in einem bestimmten Prozentsatz beschäftigen und diese aber gleichzeitig auch betreuen. Dafür gibt es an einigen Stellen Ausnahmeregelungen, die uns die Arbeit erleichtern“, erläutert Birte Kuhlmann, Betriebsleiterin von proLiLo, die Rahmenbedingungen. Aktuell werden 50 % Menschen mit Behinderung beschäftigt, deutlich mehr als die gesetzliche Untergrenze von 40 % für Inklusionsunternehmen.
Im Vortagslädchen werden Backwaren einer großen regionalen Bäckerei, die am Vortag übriggeblieben sind, zum halben Preis verkauft. Auch hier seien Menschen mit Behinderung beschäftigt. Aktuell sei in Planung, auch mit einem Großhändler für ökologische Lebensmittel zusammenzuarbeiten, der das Backwaren-Sortiment um weitere Waren mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum ergänzen soll. „Dieses Vortagslädchen ist aus vielen Blickwinkeln ein spannendes Projekt. Erstens wird auch hier Inklusion gelebt, Menschen wird eine Perspektive und ein sozialversicherungspflichtiger Job geboten. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe. Zweitens kommt hier sogar die Verbindung mit Nachhaltigkeit hinzu: Backwaren werden nicht weggeschmissen, sondern weiterverkauft, kommen dabei einem guten Zweck zugute und sind trotz hoher Qualität sehr preiswert. Ein rundum gelungenes Konzept! Wir brauchen mehr solcher Projekte. Es gibt aber weiterhin an vielen Stellen bürokratische und gesetzliche Hürden – in der Ausgestaltung solcher Inklusionsfirmen aber auch für die Inklusionsarbeit insgesamt. Oft sind es schon kleine Lösungen, mit denen wir für die Betroffenen viel verändern können. Ich will mich in Berlin dafür einsetzen, dass wir diese schnell umsetzen“, so Döring abschließend.